Rothenburg ob der Tauber
In einem einzigartigem schönem geschlossenem mittelalterlichen Stadtbild, präsentiert sich die hoch über der Tauber gelegene Stadt Rothenburg. Nahezu unverfälscht und unversehrt - wie ein lebendiges Stück Vergangenheit deutscher Geschichte - und wie in kaum einer anderen Stadt in Deutschland hat sich das reizvolle und idyllische mittelalterliche Gepräge bis in die heutige Gegenwart erhalten.
Die mächtigen und wehrhaften Bastionen, Mauern, Türme und Wehrgänge geben ein beredtes Zeugnis einer geschichtsträchtigen Zeitepoche wieder. Die alten Brunnen der Stadt, sie rauschen noch. Die engen Gassen und Gässchen, die stillen Winkel und verträumten Plätze, sie sind unverändert geblieben. Nur die Menschen und die Fahrzeuge haben sich gewandelt. Fast möchte man meinen, die Zeit ist hier stehen geblieben. Eine atemberaubende Romantik begleitet uns bei einem Gang durch die Stadt auf Schritt und Tritt. Es ist eine Begegnung mit vergangenen Jahrhunderten, ein Hauch von Mittelalter.
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Stadtansicht von Rothenburg o. d. T.
Im südlichen Teil Deutschlands, am Rande des fränkischen Gebietes gelegen, befindet sich das kleine Städtchen Rothenburg ob der Tauber. Die Stadt steht voll und ganz im Zeichen des Mittelalters und ist von einem Stück deutscher Vergangenheit geprägt.

Rothenburg o. d. T. vom Rathausturm aus gesehen
Wie heißt es so treffend in einem Reiseführer: Erleben Sie Deutschland dort, wo es am deutschesten ist. (Die grammatikalische Ungenauigkeit in diesem Satz möge man einmal übersehen) So pflegt man denn auch Deutschlandbesuchern zu sagen: wer in Deutschland war, aber Rothenburg o. d. Tauber nicht gesehen hat ...., der war dann nicht in Deutschland!

Enge Gassen
Man war im Mittelalter gezwungen, Platz und Grund so gut als möglich zu nutzen, um Möglichkeiten für eine Vielzahl an Häusern und Gebäuden zu schaffen. Im Falle eines Brandes konnte die Enge jedoch auch schnell verhängnisvoll sein.

Winkliges Gässchen in Rothenburg o. d. T.
Ja, es gibt sie noch die winkligen und beschaulichen Gässchen mit ihren selten gewordenen Kopfsteinpflastern.

Das Burgtor
galt als sehr sicher und in der Tat ist von dieser Seite nie ein nennenswerter Angriff erfolgt, dazu trugen sicher auch die Steilhänge am Stadttorplatz bei. Man wog sich an diesem Stadttor in so großer Sicherheit, dass nicht einmal der Turm mit einem Wächter besetzt war.

Mannstor
Aus Sicherheitsgründen wollte man nicht immer das Stadttor für Einzelne öffnen. Hierfür sah man dann einen kleinen Türeinlaß vor, der im größen Tor eingelassen war. Man nannte diese kleine Tür "Mannstor".

Wappen über dem Burgtor
Neben dem Burgtor findet man noch ein Wappen mit einem Löwenkopf, aus dessen Maul zwei Sparren zwergs gehen. Man findet dieses Wappen immer wieder im näheren Umkreis von Rothenburg teils mehr oder weniger stark abgewandelt. Dieses Wappen hatte seine besondere Bewandtnis, es ist das Wappen der Grafen von Rothenburg.
Nachtwächter in Rothenburg ob der Tauber
Im Jahre 1708 wurden die Nachtwächter erstmals in der Stadtgeschichte Rothenburgs erwähnt. Genauere Angaben wann die Nachtwächter eingeführt wurden sind nicht vorhanden. Sie übten damals eine Art Polizeidienst aus. Ihre Aufgabe war es, die Laternen in der Stadt anzuzünden, für Ruhe und Ordnung zu sorgen und bei Ausbruch eines Feuers mit dem Horn Alarm zu geben.
Mitten über der Straße hingen die Petroleumlampen, die man mittels einer Drehvorrichtung, die am Nachbarhaus angebracht war, herablassen und wieder hinaufziehen konnte. Dem Nachtwächter oblag es, die jeweiligen Lampen mit Petroleum aufzufüllen. Die eingefüllte Menge reichte genau bis zum nächsten Morgen, sodass die Lampen von selbst wieder verlöschten.
Für den Wachdienst war die Stadt in zwei Bezirke eingeteilt, die gleichzeitig von je einem Wächter zwei Stunden lang begangen wurden. Die anderen zwei Wächter waren die Ablösung, sie hielten sich in der Wachstube im Rathaus auf. An sechs festgelegten Stellen in den Bezirken wurde die Uhrzeit jede volle Stunde aufgerufen oder in Versen gesungen, wobei es für jede Stunde einen anderen Liedvers gab.
Zum Preis von 6 Pfennig konnte man sich auch vom Nachtwächter wecken lassen. Vor allem Geschäftsleute, Handwerker wie Bäcker, die morgens früh aufstehen mussten, machten hiervon regen Gebrauch. Man konnte beruhigt und unbesorgt schlafen, denn die Nachtwächter taten ihre Pflicht. Natürlich sahen die Nachtwächter während ihrer Rundgänge auch andere Sachen und Dinge, die sich den ruhenden und schlafenden Bürgern entzogen, aber darüber schwiegen sie und bewahrten es als Geheimnis für sich.
Der Lohn eines Nachtwächters war gering, ebenso sein Ansehen, zu alledem war der Beruf auch gefährlich, denn des Nachts war nur Gesindel unterwegs. Zecher oder Trunkenbolde trugen ihre Wirtshaushändel aus und störten somit die Nachtruhe. Es gab eigentlich nur noch zwei Berufe, die ein noch geringeres Ansehen hatten als das eines Nachtwächters, und zwar der Henker - auch Scharfrichter genannt - sowie der Totengräber.
Für das ganze Jahr betrug die Entlohnung eines Nachtwächters 52 Gulden, ein *Klafter Holz und 50 *Bund Wellen (Büschel bzw. Reisig). Um seine finanzielle Lage ein wenig aufzubessern, war der Nachtwächter oft gezwungen, am Tage noch einem Zweitberuf nachzugehen. Am Ende der Reichsstadtzeit wurden die Nachtwächter dann von den Stadtsoldaten oder Polizeisoldaten abgelöst. Im Jahre 1920 wurden die Nachtwächter in Rothenburg ob der Tauber dann ganz abgeschafft.
* Klafter = ein altes Längenmaß, es konnte von Region zu Region verschieden sein (1,7 - 2,91m).
* Bund = 30 Stück

Nachtwächter in Rothenburg ob der Tauber
JA, er ist noch unterwegs der Nachtwächter. Den Touristen zur Freude, der Stadt zu Ehre.

Das Plönlein
dürfte wohl als eines der schönsten und reizvollsten mittelalterlichen Stadtbilder im gesamten deutschen Raum gelten. Zwei wichtige Zufahrtswege bilden eine Weggabelung, in dessen Schnittpunkt sich ein kleiner dreieckiger Platz mit einem schiefen Fachwerkhaus befindet.

Brunnen am Plönlein
Es fällt auf, dass es in der Stadt sehr viele Brunnen gibt. Dies war auch notwendig, denn die Wasserversorgung war stets ein Problem. Die im Hintergrund zu sehenden "Kisten" waren Vorratsbehälter um die in der Tauber gefangenen Fische zu bevorraten.

Wehrgang in der Nähe der Spitalbastei
Auf Schritt und Tritt spürt man die mittelalterliche Vergangenheit. So ist der Wehrgang aus dem Jahre 1481 bis heute noch fast vollständig erhalten und auch begehbar.

Wehrgang unterhalb der Rossmühle
An Türmen und Wehrgängen wurde ständig gebaut und umgebaut. Die Weiterentwicklung der Waffentechnik und insbesondere das Aufkommen der Feuerwaffen erzwangen eine Verstärkung der Stadtmauern und des Wehrganges.

Stöberleinsturm
Ursprünglich diente das Turmgebäude als Krankenhaus, es war zu jener Zeit üblich, solch eine Sozialstation außerhalb der Stadtmauern anzusiedeln. Neben einer geordneten Armen- und Krankenpflege war es auch Aufgabe der Einrichtung, Reisende - die wegen Einbruchs der Dunkelheit keinen Einlaß mehr in die Stadt erhielten - zur Übernachtung aufzunehmen.

Wehrgang unterhalb des Stöberleinturmes
Im Ernstfall einer Bedrohung verteidigte nicht nur die städtische Streitmacht, sondern auch ein jeder Bürger. Die Aufgaben und Pflichten zur Verteidigung waren für jeden streng geregelt.
Türme und Tore der Stadt Rothenburg o. d. Tauber
Die Türme hatten für die Stadt Rothenburg - solange die militärische Verteidigungstechnik noch nicht so entwickelt war - eine große Bedeutung. Dementsprechend war das Amt des Türmers wichtig und verantwortungsvoll. Kraft seiner Aussichtshöhe konnte er weit ins Land blicken und schon von Weitem Vorgänge erblicken und somit rechtzeitig Alarm geben. Die Wachtürme waren Tag und Nacht besetzt. Der Türmer hatte Signal zu geben, sobald sich mehr als drei Reiter der Stadt näherten. Den Türmern auf dem Rathausturm waren zusätzlich als Aufgabe eine Feuerwache zugeteilt. Des Nachts mussten die Türmer - damit man ihre Anwesenheit und Wachsamkeit kontrollieren konnte - zu jeder vollen Stunde laut das Horn blasen, um somit jedem anzuzeigen, dass sie in Bereitschaft waren. Die Uhrzeit der vollen Stunden erfuhren sie jeweils durch den Glockenschlag vom Rathaus. Die Glocke am Rathausturm schlug aber nicht nur die vollen Stunden an, sondern wurde auch bei Alarm betätigt. Dies durfte jedoch in einem solchen Falle nur auf ausdrückliche Genehmigung des Bürgermeisters geschehen.
Bei Sonnenuntergang wurden sämtliche Stadttore geschlossen. Die Schlüssel wurden dann von einem Mitglied des Inneren Rates übernommen. Im Zuge einer Bedrohung, Kriegsgefahr und dergleichen, verschloss ein Mitglied des Rates, auch Schlüsselherr genannt, höchstpersönlich die Stadttore. Die besagten Schlüssel nahm dann der des Amtes waltende Bürgermeister entgegen. Insgesamt sechs Stadttore hatte die Stadt, die hier angebrachten Vorhängeschlösser wurden jede Woche ausgewechselt.
Beim Öffnen der Stadttore wurde eine große Umsicht an den Tag gelegt. Der Türmer von seinem hohen Turm musste sich vergewissern, dass keine Gefahr drohte oder gar ein Feind im Anzuge war. Erst dann durfte der Torwächter die Tore öffnen. Das Burgtor und auch das Kobolzeller Tor hatte keine Türmer, hier musste also der Torwächter selbst die Aufgabe übernehmen und sich mit einem Blick von der Stadtmauer überzeugen, dass keine Gefahr drohte.
Das Jahressalär der Türmer war unterschiedlich. Während die Rathaustürmer (nur der Rathausturm wurde einzig mit Doppelbesatzung geführt) mit 125 Pfund Heller für den ersten Wächter entlohnt war, der zweite Wächter erhielt 80 Pfund Heller, war das Gehalt der übrigen Türmer schon weit niedriger. Der Türmer des Galgenturmes erhielt 55 Pfund Heller, während der Türmer des Röderturms gar nur 40 Pfund Heller erhielt. Noch einmal niedriger war dann die Bezahlung für den Türmer am Klingentorturm. Zwar erhielten die Türmer zusätzlich für ihre Tätigkeit noch zwei *Malter Korn, doch auch hier war eine Abstufung, denn die Wächter im Rathausturm erhielten hier vier Malter Korn.
Bevor die Stadtmauer bestand, baute man die Stadttore zuerst, allen voran das Burgtor. Es gilt somit auch als das älteste der Stadttore. Gerade dieses Tor war aber später nie mit einer Wachmannschaft oder einem Türmer versehen. Man war sich einfach sehr sicher, dass hier keine Gefahr bestand und das Tor uneinnehmbar war. In der Tat erfolgten auch hier keine nennenswerten Angriffe auf die Stadt. Sicher trug hier auch die exponierte Lage mit ihren Steilhängen dazu bei, die überdies auch - um dem Gegner keinen Schutz zu bieten - gerodet waren.
Bei Betrachten der Stadttore fällt auf, dass die Stadttore mit einer kleinen Pforte versehen waren oder dort wo dies nicht möglich war mit einer kleinen Aussparung im Haupttor, dem sogenannten Mannsloch. Dies waren Vorkehrungen, wenn einmal nach Schließen der Stadttore noch ein Reisender Zutritt zur Stadt haben wollte. War dies einmal der Fall, so verständigten sich der Torwächter mit dem Turmwächter, dass auch keine Gefahr vorhanden war, erst dann wurde der schmale Einlass geöffnet. Vom Inneren Rat der Stadt war festgelegt, dass der Ankömmling eine gewisse Geldsumme - die nicht gering war - für diesen Dienst zu entrichten hatte. Viele Reisende zogen es jedoch vor, im Spital vor der Stadt zu nächtigen, um somit dieser hohen "nächtlichen Eintrittssumme" zu entgehen.
*Malter = ein altes deutsches Hohlmaß und hatte von Region zu Region unterschiedlichen Inhalt (1,2 - 2,2 hl).

Der Stöberleinsturm unterhalb der Rossmühle
Geradezu bezaubernd die kleinen Erkerchen und das zierliche Türmchen.

Rossmühle
Die Stadt besaß zwar zahlreiche Mühlen, doch die lagen größtenteils vor den Stadttoren. Um bei etwaigen feindlichen Auseinandersetzungen in dieser Hinsicht unabhängig zu sein, baute man die Rossmühle. Ein mächtiges Göpelwerk, das von sechzehn Pferden in Gang gehalten wurde, trieb vier Mahlwerke an.

Zehntscheuer
Unmittelbar neben der Rossmühle war gleichzeitig noch eine größere Kornschranne, die die Aufgabe hatte, das gemahlenen Korn aufzunehmen.

Stadtmauer
Wehrhaft von einer geschlossenen Stadtmauer umgeben und mit zahlreichen Türmen bestückt, war die Stadt einer trutzigen Festung gleich ausgebaut.

Die Spitalbastei
In der langen Geschichte Rothenburgs, ist es feindlichen Angreifern nie gelungen die Bastei zu erobern und einzunehmen.

Die Spitalbastei
Sieben Tore mit Fallgittern, eine Zugbrücke, eine mächtige Bastion mit zwei Zwingern, sowie einem doppelten Wallgang, machten dieses Stadttor zu einem unüberwindlichen Bollwerk.

Wagen auf dem Geschützboden in der Spitalbastei
Die Spitalbastei war die einzigste Verteidigungsstelle, die man mit Geschützen befahren konnte. Ansonsten wurden die Geschütze sonst vor der Stadtmauer auf den Wallgräben aufgefahren.

Topplerschlösschen
Das kleine vom Bürgermeister Heinrich Toppler 1388 erbaute Schlösschen war sozusagen der Sommersitz des einst mächtigen Bürgermeisters der Stadt Rothenburg. Der aufmerksame Betrachter hat es wohl inzwischen schon längst bemerkt, es muss wohl ehemals ein Wasserschlösschen gewesen sein und so ist es auch. Das Schlösschen war aber nicht grundsätzlich von Wasser umgeben, vielmehr war ein Garten angelegt, der aber im Bedarfsfalle geflutet werden konnte.

Kummereck
Geografisch gezwungenermaßen stießen hier am Kummereck die Stadtmauern in einem rechten Winkel aufeinander und genau das war immer ein Schwachpunkt im Verteidigungsfall. Zu leicht konnte man genau auf dem Eck eine Sturmleiter anlehnen und zudem konnte man den "toten Winkel" nicht mit den Feuerwaffen bestreichen. Im Hintergrund der Ganserturm, der noch große schicksalshafte Bedeutung für Rothenburg gewinnen sollte.

Unterirdischer Gang am Kummereck
In einem unterirdischen Gang konnte man vom Kummereck bis auf den Verteidigungswall gelangen, auf dem man die schweren Geschütze positioniert hatte. Man wollte mit diesen aufgefahrenen Geschützen den Schwachpunkt des Kummerecks etwas entlasten.

Der Ganserturm
Ehemals auch noch Pulverturm genannt. Wie der Name schon andeutet, hier wurde das Schießpulver für die Verteidigung der Stadt gelagert und hier nahm alles verhängnisvoll seinen Lauf zur Niederlage der Rothenburger. Nachdem der Pulverturm explodiert war - "Durch die Verwahrlosung eines Bauern" - wie die Stadtchronik vermeldet, sah man keinen Sinn mehr für eine weitere Verteidigung und kapitulierte mit der weißen Fahne.

Strafturm
Der Turm diente ehemals als Strafturm, also Gefängnis, jedoch nur für kleinere Strafvergehen.
Der Bürgermeister Heinrich Toppler
Die wirtschaftlich höchste Blüte erlebte die Stadt Rothenburg ob der Tauber unter der Herrschaft Heinrich Toppler. Bereits in jungen Jahren mit 33 Lenzen zum Bürgermeister im Jahre 1373 gewählt - was für damalige Verhältnisse ein Novum war - leitete er 32 Jahre lang sehr zum Wohle der Stadt die Geschicke. Nach heutigen Gesichtspunkten konnte man Toppler einen Spieler, Zocker, Spekulanten und Glücksritter nennen. Zwar mit einem ansehnlichen Erbe seines Vaters ausgestattet, reichten diese Mittel wohl eher nicht, um seine derartigen riskanten und waghalsigen Transaktionen durchzuführen. Durch geschickte Heiratspolitik ehelichte er die Tochter des reichsten Kaufmannes der Stadt Conrad Wernitzer.
Man kann mit Recht annehmen, dass seine gewagten finanziellen Transaktionen hauptsächlich und weitgehend aus diesen Geldquellen gedeckt wurden. Seine Mittel, die er dazu einsetzte, waren oft skrupellos. So erwarb er meist Vermögen von Personen, die sich in einer akuten wirtschaftlichen Notsituation befanden und übernahm dann dieses Gut für ein lächerliches Geld oder im heutigen Sprachgebrauch für ein Nasenwasser. Gehöft um Gehöft, Burg um Burg, Mühle um Mühle kaufte er im Umkreis der Stadt Rothenburg zum Landerwerb dem in Armut fristenden Landadel ab. Oft half er auch nach, dass er Personen in eine Zwangslage trieb wie z. B. des Adeligen Weiprecht Tanner. Heinrich Toppler galt für damalige Verhältnisse als unvorstellbar reich. So gehörten ihm etwa zweihundert Mühlen. So geschah es, dass die Stadt Rothenburg dann im Laufe der Zeit ein Landbesitztum außerhalb von Rothenburg von nahezu 400 qkm besaß.
Man fragt sich: Wie konnte es geschehen, dass ein so verdienter Mann wie Heinrich Toppler, der die Stadt Rothenburg so zu Ansehen, Reichtum und Vermögen gebracht hat, letztlich in den Kerker geworfen wurde. Nun, dazu muss man etwas weiter ausholen. Mit Kaiser Wenzel in Prag verband Toppler so eine Art Männerfreundschaft. Sehr oft befand sich der Regent in Geldschwierigkeiten und ebenso oft half ihm Toppler aus dieser Geldklemme. Der Monarch galt bei der Bevölkerung als schwach und weich und wurde dann auch vom Thron gestürzt. Toppler ließ sich dann auf politische Ränkespiele ein und versuchte den gestürzten Kaiser wieder auf den Thron zu hieven und zu inthronisieren. Den kaiserlichen Truppen gelang es, einen Kurier Heinrich Topplers abzufangen. Text und Inhalt der zu überbringenden Botschaft waren so klar und eindeutig wie auch der Urheber. Noch am gleichen Tage wurde Heinrich Toppler gefangen genommen und in den Kerker geworfen. In seinem Verließ schmachtete er zwei Monate, ehe er dort verstarb. Eine Anklageerhebung gegen ihn wurde nie erhoben.
Ob Toppler gefoltert wurde, darüber ist geschichtlich nichts erwähnt oder hinterlegt, denkbar wäre es schon. Von einem Historiker kann man in der Biografie Heinrich Topplers lesen, dass er in seinem Verließ enthauptet worden ist. Als seriös kann man diese Zeilen wohl nicht betrachten und eigentlich sind es nur weitere Spekulationen und stellen bestenfalls die Privatmeinung des Autors dar. Nicht aber auch gar nichts ist in dieser Hinsicht geschichtlich belegbar. In einer anderen biografischen Ausarbeitung heißt es, dass Toppler wohl schlichtweg verdurstet sei in seinem Verließ. Es gehörte mit zu den mittelalterlichen grausamen Methoden, dass auch die Form eines Verdurstens und Verhungerns eine Foltermethode war. Es ist durchaus nicht abwegig, dass man es wohl scheute, an diesen Mann Hand anlegen zu lassen durch einen Scharfrichter oder Folterknecht. Man zog wohl vielmehr den stillen, unblutigen Tod durch diese Art gegenüber anderen harten Methoden vor. Obwohl die Stadtchronik peinlich genau in Rothenburg o. d. T. geführt wurde, für den besagten Zeitraum der Kerkerhaft Heinrich Topplers fehlen die Seiten!
Im Laufe seiner Amtszeit hatte sich Toppler nicht nur Freunde erworben, sondern sich auch zahlreiche Feinde gemacht. So kam es, dass sich so gut wie keine Fürsprecher für ihn fanden. Im Zuge einer Sippenhaft wurden auch seine zwei Söhne arrestiert, durch Fürsprecher, einflussreiche Senatsmitglieder entließ man die Söhne aus dem Gefängnis, jedoch mit der Auflage - die Stadt Rothenburg innerhalb von 48 Stunden unter Zurücklassung sämtlichen Vermögens - zu verlassen. Die Söhne Topplers zogen noch in der gleichen Nacht gegen Nürnberg, über ihr Schicksal und ihren weiteren Verbleib ist nichts bekannt.
Alles in allem, ein unbewältigtes Kapitel mittelalterlicher Rechtsprechung!

Reichsadler und Wappen der Stadt Rothenburg
Über dem Tor ist gut erkennbar das Wappen der Stadt Rothenburg zu sehen. In der Mitte der Reichsadler und rechts wie links das Rothenburger Stadtwappen als Symbol der Reichsunmittelbarkeit.

Kobolzeller Tor von der Auffahrt aus gesehen
Sehr steil ist die Auffahrt zum Kobolzeller Tor. Für damalige Bauvorhaben nicht unbedingt ein idealer Baugrund. Entgegen den sonstigen Anordnungen der Stadttore steht hier der Turm nicht unmittelbar über dem Tor. Ein Zwinger ist diesem vorgeschaltet.

Zwinger vor dem Kobollzeller Tor
Der Baumeister wagte es nicht aufgrund der Steilheit des Hanges den Turm über das Stadttor zu stellen. Man löste das Problem, indem man dem Turm einen Zwinger vorschaltete. Der Boden im Zwinger war ziemlich plan bzw. eben, vermutlich um den Pferdefuhrwerken nach dem Auffahren einen Halt und eine gewisse Rast zu verschaffen.

Das Rödertor
Das Rödertor hat auf den ersten Blick eine Ähnlichkeit mit dem Burgtor. Auch hier links und rechts flankiert ein Zoll- und Wachhäuschen. Der doppelte Zwinger sichert über einen doppelten Burggraben die Bastion ab.

Rödergasse
Mit dem Durchschreiten der Rödergasse kommen wir zum Markusturm, der den ältesten Stadtteil Rothenburgs abgrenzte.

Rödergasse mit Markusturm
Das Bild zeigt den Markusturm, er gehörte zu jenen Befestigungsteilen, die unmittelbar nach der Erhebung zur Reichsstadt entstanden sind. Natürlich haben sich im Laufe der Jahrhunderte Bild und Gestalt gewandelt.

Das Hegereiterhaus
Ein Hegereiter hatte nichts mit dem Reiten zu tun. Sicherlich konnte er auch reiten, aber vielmehr war hier eine Tätigkeit als Gutsverwalter gemeint.
Was ist ein Hegereiter?
Unter Hegereiter verstand man einen Verwaltungsbeamten, der damit beauftragt war, den reichhaltigen Landbesitz der Stadt Rothenburg zu verwalten. Die Landhege entstand in ihren ersten Anfängen so etwa um das Jahr 1420.
In erster Linie war die Tätigkeit des Hegereiters die Verwaltung der Güter. Natürlich konnte der Beamte auch reiten und dies tat er auch. Mittlerweile umfasste der Landbesitz der Stadt Rothenburg eine Fläche von 397 qkm und auch 187 Ortschaften, Weiler und Höfe. Zum Schutze dieses Landbesitzes errichtete man einen 62 km langen Wehrwall. Zu dem Wehrwall ist zusagen, dass er in einer 3-fachen parallel angelegten Erdaufschüttung aufgetürmt und etwa 20 m breit war. Zusätzlich war diese Wallanlage in ihren äußeren Wallaufschüttungen noch mit undurchdringlichem Gestrüpp bepflanzt. Der in der Mitte angelegte Wall war der höchst aufgeschüttetste Wall und diente dem Hegereiter als Reitweg. Die östliche Grenze bildete der bewaldete Höhenzug "Frankenhöhe" mit seinen steilen Hängen. Diese Seite war größtenteils unbefestigt, man machte sich hier die natürliche geografische Lage zunutze.
Zur Pflege und Instandhaltung des Wehrwalles waren die Bürger in den einzelnen Ortschaften angehalten. Man kann aber sagen, dass es schon ein Frondienst war. So gab es denn auch harte Strafen für all jene, die diesem Frondienst nicht nachkamen. In einem amtlichen Erlass heißt es auch: "wer an der Hege haut oder Erde Abgräbt, wird die Hand abgehaut". Ein Hegemeister beaufsichtigte die Instandhaltungsarbeiten an der Landhege und war verantwortlich dafür. Der Hegemeister wurde letztendlich wieder von Hegereiter kontrolliert.
Mehrmals am Tage ritt er auf dem errichteten Wehrwall, auch Hegewall genannt, die Landhege, eben sein zu verwaltendes Gebiet ab. Übernachtungen waren immer wieder notwendig. Hierfür dienten ihm die Landtürme - mitunter sieht man diese Türme heute noch in Dörfern, wie in Großharbach. Insgesamt gab es 9 Landtürme. Die Landtürme, die zur Absicherung der Durchbrüche zur Landhege aufgebaut waren, waren hohe Gebäude mit einer Tordurchfahrt, dessen Tore mit einem kräftigen Holzriegel verbarrikadiert werden konnte. Von den Landtürmen hatte man eine weite Sicht in die Umgebung und ankommenden Straßen. Während der Landturm dem Hegereiter ausschließlich als Übernachtungsquartier diente, hatte der anwesende Türmer weitere Pflichten, so war er - wie im Fall des Landturmes Großharbach - nicht nur Türmer, sondern auch gleichzeitig Förster und Zöllner in einer Person. Die Entlohnung der Türmer fand in einer Art von Freier Wohnung, Geld, Getreide, Brennholz sowie Nutznießung einiger Grundstücke statt.
Insgesamt gab es sechs Hegereiter. Der Hegereiter wurde immer für die Dauer eines Jahres gewählt. Während er eine Dienstwohnung gestellt bekam, musste er jedoch für die Kosten seines Dienstpferdes selbst aufkommen. Gleiches galt auch für seine Waffen. Zusätzlich erhielt er auch noch eine Entlohnung in Form von Naturalien. Dies konnte Brennholz oder Malter an Getreide sein.
Im Falle einer Gefahr für die Landhege löste der Türmer ein Signal durch einen Hornstoß oder Böllerschuss aus. Alle wehrhaften Männer des Dorfes eilten daraufhin auf den Marktplatz und wurden in ihre Verteidigungsaufgaben eingewiesen. Für diese Verteidigung hatte ein jeder Bewohner Hellebarden, Spieße, Sturmhut etc. Die Waffen kamen aus der Rüstungskammer Rothenburgs.
Die Landhege hatte eindeutig defensiven Charakter, wobei man sagen muss, dass die Verteidigungsanlagen nicht sehr gefestigt waren und wirkliche Angreifer wohl kaum abgeschreckt haben. Insofern kann man nur mutmaßen, dass die so geordnete Landhege mehr darauf ausgelegt war, die Angreifer aufzuhalten bis Verstärkung aus der Stadt kam. Schwer mit Beute beladen, konnte ein Tross nicht so schnell das Weite suchen.
Im weitläufigen Sinne kann man einen Hegereiter wohl so ähnlich sehen, wie einen Strandritter auf der Insel Gotland/Schweden, auch hier handelte es sich um einen Verwaltungsbeamten, der für den Einzug der Zollgebühren für die Administration tätig war.
Selbstverständlich gab es Zollgebühren auch im Hegeland. Besonders hart wurden hier Juden belastet. Hier ein Auszug über Zollgebühren um das Jahr 1650.
Viehverkauf:
Jedes schwere und kostbare Pferd: 3 Kreutzer
Jedes schlechte Ackerpferd: 2 Kreutzer
Jedes einjähriges Füllen: 1 Kreutzer
Jedes zweijährige Füllen: 1 1/2 Kreutzer
Jedes Rindvieh: 1 Kreutzer
Jeder Ochse: 2 Kreutzer
1 Zentner Käse, Bücher, Eisenwahren, Blei, Zwetschgen, Obst, Tierische Häute, 1 Eimer Bier: 1 Kreutzer
Für Juden:
ein Jud zu Fuß: 2 Kreutzer
wenn er trägt oder Handelt: 4 Kreutzer
von einem durchreitenden: 4 Kreutzer
wenn er dabei Handelt: 8 Kreutzer
ein Toter Jud: 10 Kreutzer
* Kreutzer = eine alte süddeutsche Münze, die aber auch noch in der Schweiz und Österreich verbreitet war. Aufgrund ihres Doppelkreuzes auf der Vorderseite gab man dem Geldstück schnell den Namen Kreutzer.
Des Weiteren heißt es: Insgemein soll ein jeder Jud von allen Sachen, die er durchführt oder trägt, den doppelten Zoll geben.
Mit dem Ende der Reichsfreiheit der Stadt Rothenburg im Jahre 1802/03 war dann auch das Ende der Landhege gekommen. Die Reste an Vorhandensein der ehemaligen Landhege sind aber auch heute noch in der Landschaft sichtbar.

Schmiedgasse
Die Schmiedgasse war eine Gasse mit vielen Patrizierhäusern. Unter anderem stand dort auch das Wohnhaus des Bürgermeisters Heinrich Toppler.

Aushänger in der Schmiedgasse
Immer wieder fallen die schön verzierten Aushänger in der Schmiedgasse ins Auge.

Fleisch- und Tanzhaus
Bis weit ins 18. Jh. verkauften die Rothenburger Metzger hier ihre Waren. In den oberen Stockwerken wurde getanzt.

Mittelalterliches Türschloss
Mittelalterliches Türschloss in einem Patrizierhaus. (Während ich dieses Schloss fotografierte, schaute mir die Hausbesitzerin über die Schulter und erklärte mir, dass das Schloss einmal defekt war und sie es reparieren hat lassen. Weiter erklärte Sie: "Fragen Sie mich aber nicht was es mich gekostet hat .....!" Soll heißen, man versteht sich immer weniger noch auf die alte Technik und es gibt da nur noch sehr, sehr wenige Fachleute dazu, und die lassen sich dann dementsprechend auch bezahlen.

Innenhof eines Patrizierhauses
Schmuckes Statussymbol der Patrizier waren die schönen Lichthöfe dieser Häuser. Sie hatten zunehmend den Zweck, in der warmen Jahreszeit einen zusätzlichen Wohnbereich zum Verweilen zu schaffen.

Lichthof
Den herrlichen Lichthof des Baumeisterhauses, Wohnsitz des großen Baumeisters Leonhard Weidmann kann man getrost als den schönsten Innenhof eines Patrizierhauses in Rothenburg o. d. Tauber bezeichnen.

Fensterkorb an einem Patrizierhaus
Kunstvolle Schmiedearbeit eines Fensterkorbes am Patrizierhaus der Familie Staudt. In der Renaissance wurden solche Schmiedearbeiten sehr oft für Fenster hergestellt, die im Erdgeschoß lagen.

Patrizierbild im Baumeisterhaus
So ähnlich konnte es vielleicht gewesen sein: Leonhard Weidmann bei einer Steinmetzarbeit.

Weiteres Bild im Baumeisterhaus
Für die Stadt Rothenburg o. d. T. war Leonhard Weidmann ein großer Baumeister und sehr angesehen.

Patrizierbild im Baumeisterhaus
Ein weiteres schönes Wandbild aus dem ehemaligen Wohnhaus des großen Baumeisters Leonard Weidmann.

Patrizierbild im Baumeisterhaus
Noch heute zeugen Inschriften über den Besuch von Kaisern und Königen in diesen Häusern, aber auch Abbildungen der einzelnen Patrizierfamilien, die einst das Haus bewohnten.

Alte Klosterküche
Die hier gezeigte Klosterküche ist die älteste Küche in Deutschland. Es wurde aber nicht nur für die Insassen des Klosters gekocht, sondern auch für Arme und Mittellose. Die Speisen wurden dann jeweils durch das Fenster an die Bedürftigen heruntergelassen.

Geschirr in der Klosterküche
Es ist schon erstaunlich wie in dieser relativ kleinen Küche für eine Vielzahl an Menschen gekocht wurde.

Wandnische in der Klosterküche
Hier in der Klosterküche war der Wandschrank direkt in die Mauer eingelassen. Dies schaffte Platz in der engen Küche.

Mittelalterlicher Geschichtsschreiber
Wie wohl so ein Beamter des oberen Rates ausgesehen hat, vermag uns anschaulich das Museum "Historiengewölbe" zeigen.
Der Scharfrichter
Erstmals wurde der Scharfrichter im Jahre1276 im Augsburger Stadtrecht erwähnt. Der Beruf zählte zu den sogenannten "unehrlichen Berufen". Soziale Kontakte waren für einen Scharfrichter so gut wie überhaupt nicht vorhanden. Niemand wollte etwas mit ihm zu tun haben und seine Gesellschaft mied man. Oft wusste die Bevölkerung nicht einmal, wo er wohnte. Meist war dies am Rande der Stadtmauer oder wie in vielen Fällen auch außerhalb der Stadt. So weiß man bis heute nicht genau, wo eigentlich der Scharfrichter der Stadt Rothenburg wohnte. Mutmaßungen gehen dahin, dass es der Henkersturm gewesen ist, aber geschichtlich ist dies nicht untermauert. Trotzdem geschah es, dass oft Bürger den Scharfrichter aufsuchten, um sich seine anatomischen und medizinischen Kenntnisse zunutze zu machen. Der Scharfrichter hatte medizinische Kenntnis, die andere Menschen nicht besaßen, musste Knochen brechen, Gelenke ausrenken - konnte dies auch wieder einrenken - und besaß innere Organe von Hingerichteten. Es bestand nun einmal um diese Zeit der Aberglaube, dass diese Organe - da sie nicht von innen heraus erloschen waren - sondern von außen und gewaltsam geraubt wurden, besondere Heilkräfte besäßen. Wenn einmal ein Besuch eines Bürgers beim Henker stattfand, so wollte er natürlich bei seinem Besuch nicht gesehen werden, deshalb geschahen diese Besuche meist bei Nacht und Dunkelheit.
Der Scharfrichter, eine andere Bezeichnung gab es noch mit dem Wort Henker, konnte aufgrund seiner sozialen Ächtung nur sehr schwer eine Frau fürs Leben finden. Zwar hatte er das Recht eine zum Tode verurteilte Frau zu heiraten, sie wiederum wurde dann vom Tode verschont, aber oft kam es vor, dass eine Verurteilte lieber den Tod in Kauf nahm, als in den Ehestand mit dem Scharfrichter einzutreten. Heiraten fanden daher in erster Linie fast nur untereinander in den Familien und Angehörigen zu anderen Scharfrichtern statt. Ganze Scharfrichterdynastien sind so entstanden. Der Beruf des Scharfrichters war nicht nur dem männlichen Geschlecht vorbestimmt. So gab es Anzeichen (Französische Revolution), dass auch Frauen dieses grausige Handwerk ausübten. Dies kam insbesondere dann zum Tragen, wenn es sich um eine Verurteilung eines Frauenmörders handelte.
Die Kinder eines Scharfrichters erfuhren ebenfalls die gleiche soziale Ächtung, denn der Makel des "Unehrlichen" wurde auch sippenhaftmäßig auf die Nachfahren übertragen. Da sie Kinder eines Mannes mit einem "unehrlichen Berufsstand" waren, blieb ihnen das Erlernen eines Handwerkes versagt. Insofern kam es vor, dass viele Söhne später einmal den gleichen Beruf ihres Vaters ergriffen und auch Scharfrichter wurden oder die Tätigkeit eines Abdeckers* ausübten, doch dieser Berufsstand war nicht minder geächtet als der Beruf des Henkers.
*Abdecker
auch Fallmeister oder Luderführer noch genannt. Er war für die Tierkörperbeseitigung verantwortlich.

Türe zum Verließ
War man einmal mit der Obrigkeit in Auseinandersetzungen geraten und die Türe zum Kerker öffnete sich, so konnte es einem nur noch schlecht ergehen.

Folterkammer
Man hatte da so seine Mittel, Marterwerkzeuge und Vorrichtungen um die Gefangenen zu peinigen und zu quälen. Die Folterknechte verstanden ihr grausiges Handwerk.

Mittelalterliche Streckbank
Geradezu grausam und berüchtigt war die Streckbank. Mittels einer Winde wurde auf den Deliquenten "Zug" gegeben. Damit der Körper vom Boden nicht abheben konnte, wurden schwere Steingewichte an die Füße gekettet.

Kerkertüre zu einem mittelalterlichen Verließ
Nur sehr selten öffnete sich wieder die Kerkertüre für einen Gefangenen zur Freiheit, meistens endete alles mit seinem Tode. Heinrich Toppler, der verdiente Bürgermeister der Stadt Rothenburg schmachtete zwei Monate hier - ehe er ohne Anklageerhebung und Gerichtsverfahren - dann hier im Kerker verstarb. Ob Heinrich Toppler gefoltert wurde, ist nicht bekannt, denkbar ist es aber schon. Die Stadtchronik wurde in Rothenburg äußerst penibel geführt, aber just für diesen besagten Zeitraum fehlen die Seiten!

Mittelalterliche Folterwerkzeuge
Man hatte für jeden Zweck seine Folterwerkzeuge um jemanden zum Reden zu bringen oder auch nur, um ihn zu quälen.
Mittelalter/Trachten/Gewänder
Zweimal im Jahr (an Pfingsten und den Reichsstadttagen) lebt in der Stadt Rothenburg ob der Tauber wieder das Mittelalter auf. Jung und Alt sind auf den Beinen und größtenteils in mittelalterliche Gewänder gehüllt. An Brauch will man so nahe wie möglich am damaligen Geschehen bleiben und lebt auch die Sitten und Gebräuche wieder auf. Dazu gehört dann auch das Tragen von mittelalterlichen Waffen wie Hellebarden, Lanzen und Schwertern.
Mittelalterliche Trachten und Gewänder hat man in der Geschichte so gut wie nicht in einem körperlichen Bestand aufgefunden. Ein einziger Fund - der Bokstenmantel in Gotland - ist bekannt. Dennoch kann man anhand von Gemälden, Reliefs und Darstellungen sehr gut die mittelalterlichen Trachten nachvollziehen.
Materialkunde
Meistens waren die Stoffe aus Wolle, Leinen, Hanf oder Flachs. Erst sehr viel später kamen dann Seide, Brokat und Samt hinzu und dies auch nur für die begüterten Kreise. Genauso war es mit Pelzwerk.
Man versuchte durch allerlei Mischgewebe, Variationen in die Stoffauswahl hineinzubringen. Dies konnte dadurch geschehen, indem man Wolle mit Leinen verwob oder Hanf mit Flachs.
Textilfarben
Textilfarben gab es im Mittelalter so gut wie keine. Die Farben waren meist des Materials eigene Farbe, etwa Weiß bis Strohgelb für Leinen, während die Wollstoffe meist in dunkleren Farben gehalten waren. Zwar gab es Farbstoffe, doch die waren sehr teuer und nahezu unerschwinglich, sodass es sich nur gehobenere und reiche Standeskreise leisten konnten. Als besonders teuer in der Herstellung galten die Farben Blau und Rot. Es gab aber immer wieder Versuche, Farben mit Teilen von Pflanzenstoffen oder mit Erdfarben herzustellen.
Dekorationen
Hier waren die Möglichkeiten, was Borden und Bänder anbetrifft sehr gering. Vielmehr legte man Gewicht auf die Broschen, Spangen und Verschnürungen. Es gab aber auch schon die Form der Knöpfe. Meist waren diese dann aus Horn oder Holz hergestellt. Natürlich gab es auch schon den Trend zu allerlei modischen Schnickschnack, um möglichst aufzufallen.
Mit den damaligen Webstühlen konnte man nur ca. 65 cm Breite weben. Insofern wurde dann auch jeder Flecken an Stoff ausgenutzt, denn zusätzlich war Wollstoff und Leinen sehr teuer. Mitunter konnte man schon am "Flickwerk" des Einzelnen erkennen, welchem Stand er angehörte, denn die gehobeneren Kreise zogen es vor, ganze Bahnen zu verarbeiten. Geradezu ein Muss, war die Kopfbedeckung. Eine Person ohne Kopfbedeckung im Mittelalter galt so gut wie schlecht und nicht vollständig angezogen. Eine Schalkapuze wurde sowohl von Männern als auch Frauen getragen, während Hauben meist den Frauen überlassen waren, wobei aber auch Männer einfachen Standes diese Bekleidung trugen. Hüte wurden sowohl von Frauen als auch von Männern getragen.
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Das älteste Haus in der Stadt Rothenburg o. d. T.
Das Handwerkerhaus ist das älteste Haus in Rothenburg. Man datiert das Haus ins Jahr 1270. Heute befindet sich darin ein Handwerker-Museum.

Alte Schusterwerkstatt
So sehr man auch Handwerker benötigte und auch Facharbeit abgeliefert wurde, sehr angesehen war dieser Berufsstand nicht. Hatte ein Handwerker sich einmal den "Zorn der hohen Götter" - gemeint sind die Ratsherren - zugezogen, so konnte dies den Ruin und die völlige Verarmung für ihn und seine gesamte Familie bedeuten.

Waffen der Bauern
Ein blutiges Kapitel war der Bauernkrieg, auch die Stadt Rothenburg blieb nicht verschont davon.

Bauernwaffe
An Bewaffnung weit den Heeren unterlegen, kämpften die Bauern einen aussichtslosen Kampf. Nur in den Sumpfgebieten, in die sie sich des Öfteren zurückzogen, waren sie ihren Gegnern ebenbürtig. Auf der freien Ebene konnten sie jedoch den gut bewaffneten Heeren nichts entgegensetzen.

Alte Schmiede
Bis in die 60-Jahre wurden hier noch Pferde beschlagen, heute ruht der Schmiedebetrieb.

Häusergiebel
Man sieht sehr oft an den Häusern der Stadt im Giebel hervorkragende Balken mit einer Seilrolle. Dies rührt noch aus einer mittelalterlichen Vorschrift der Ratsherren her, die besagt: Ein jeder Haushalt hatte für größeren Lebensmittelvorrat zu sorgen, sodass bei einer Belagerung der Stadt, ein ausreichender Proviant vorhanden war.

Klingengasse mit Klingentor im Hintergrund
Die Klingengasse führt in leicht abschüssiger Form direkt zum Klingentor und gleichzeitig auch zur Schäferkirche.

St. Wolfgang- oder auch Schäferkirche genannt
Die spätgotische St. Wolfgangskirche, auch noch als Schäferkirche bezeichnet, wurde in den Jahren 1475 - 1493 von einer Schäferbruderschaft für ihren Schutzpatron den hl. St. Wolfgang errichtet. Bei dem Bauwerk handelt es sich um eine Wehrkirche.

Schäferkabinett
Bemerkenswert an dieser mittelalterlichen Wehrkirche ist, dass sich das Bauwerk bis heute noch in seiner einmaligen und unveränderten Gestalt zeigt. Der aufgesetze Bau ist das Schäferkabinett.

Pechmaske
Oft sieht man über den Stadttoren ein maskenähnliches Gebilde, es ist eine Pechmaske, auch Neidkopf noch genannt. Von hier schüttete man oft auf etwaige Angreifer der Tore allerlei Unrat. Die Zusammensetzung dieses Unrates konnte oft Pech, Schwefel, Harz und Ruß sein. Das Bild zeigt die Pechmaske an der St. Wolfgangkirche.

Kasematten in der St. Wolfgangskirche
In Verbindung mit dem Klingenturm und mit samt ihren unterirdischen Kasematten wurde die Kirche voll in die Verteidigungsbereitschaft der Stadt einbezogen.

Rathaus in Rothenburg o. d. Tauber
Als großes und mächtiges Gebäude beherrscht das Rathaus den Marktplatz. Der stolze Bau vermittelt deutlich den Reichtum der einst kleinen, aber wirtschaftlich gut situierten Stadt.

Mittelalterliches Portal
Das Portal im Rathaus gilt als eines der schönsten mittelalterlichen Portale im gesamten deutschen Raum.